Handlung des Stückes
Während
einer Geburtstagsfeier ist ein Unfall passiert: Florence, die Erzstreberin
und „Intelligenzbestie“ der 10 e, ist vom Balkon gestürzt und liegt
im Koma. Die Polizei hat die anwesenden Schulkameradinnen und Kameraden über
den Hergang befragt und es scheint klar zu sein, dass kein
Fremdverschulden vorliegt. Alle sind durch das Geschehene natürlich
schockiert, so dass die angehende Psychologin Verena ihnen anbietet, sich
bei ihr auszusprechen. Sie hat bemerkt, dass manche sich mitschuldig an
dem Unfall fühlen, ja von Selbstmord und sogar Mord ist bei den
Vorhaltungen, die sie sich gegenseitig machen, die Rede.
Es stellt sich heraus, dass die Verunglückte aufgrund ihrer überragenden
Intelligenz geschnitten wurde, wegen ihrer Arroganz verhasst und aufgrund
ihrer Andersartigkeit verachtet
war. Dem Unglück ging eine bösartige Szene voraus: Jemand hatte
Florences Tagebuch an sich gebracht und nachdem man sie aus dem Raum
geekelt hatte, wurden daraus besonders intime Stellen vorgetragen. In
diesen wurde deutlich, dass die Vereinsamte eine heimliche Zuneigung zu
einer Mitschülerin entwickelt hatte. Natürlich fiel sofort das Verdikt
„die ist ja lesbisch“ und die verfänglichen Formulierungen aus dem
Tagebuch sorgten für entsprechende boshafte Bemerkungen und
Heiterkeitsausbrüche. Florence hatte diese Szene unbemerkt verfolgt und
es war zum Eklat gekommen. Daraufhin hatte sie sich sinnlos betrunken,
wobei die beiden Jungs kräftig mitgeholfen und sie ohne ihr Wissen unter
Drogen gesetzt hatten.
Die Gesellschaft spaltet sich schnell in zwei Hauptgruppen: die Mitläufer,
die nun alles bereuen, und die „Täter“, die sich gegen ihre Schuldgefühle
zur Wehr setzen. Die Gespräche bei der Psychologin gewinnen teilweise den
Charakter von Verhören, es kommt zu Streitgesprächen und sogar
Handgreiflichkeiten. Daneben wird auch Lustiges erzählt, über brennende
Fragen wie das Kinderkriegen diskutiert und natürlich kräftig gelästert,
gemobbt und intrigiert.
Struktur
und Charakter des Stückes
Die Vorkommnisse und psychologischen Zusammenhänge werden in Form
eines analytischen Dramas entwickelt. Die äußere Spannung wird getragen durch
die Frage nach dem Schicksal der Verunglückten, die innere Spannung
entwickelt sich aus der Frage nach dem Maß der
Schuldverstrickung der einzelnen Beteiligen.
Die Linearität der Handlung wird einerseits durch Rückblenden,
andererseits durch Kommentare des „Geistes“ der im Koma liegenden
Florence gebrochen. Dadurch werden Vorurteile konterkariert und dem
Geschehen ein zusätzliches reflektierendes Moment unterlegt.
Der Schluss
ist zwar vordergründig versöhnlich, aber alles andere als optimistisch:
Zwar schlägt der Verunglückten, der bislang die Rolle der verfemten
Außenseiterin aufgezwungen worden war, nun eine Welle der Sympathie
entgegen. Es ist allerdings zu befürchten, dass dies bei den meisten nur
eine Folge der Erleichterung darüber ist, dass das Mädchen vor dem
Schlimmsten gerettet zu sein scheint. Dass wohl keine dauerhafte
Veränderung in den sozialen Denk- und Verhaltensweisen erreicht wurde,
deutet sich darin an, dass bereits eine neue Kandidatin für die künftige
Außenseiterrolle gekürt wurde: Eve, die es nicht über sich bringt, auf
der allgemeinen Euphoriewelle mitzuschwimmen.
Damit
bei aller Ernsthaftigkeit der Themen und des Sujets der
Humor nicht zu kurz kommt, sind auch durchaus komische Charaktere und
Szenen dabei und die Dialoge lassen es weder an Drastik
des Ausdrucks noch an gepfeffertem Wortwitz fehlen.