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DOKTOR FAUST    -   LESEPROBE

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DOKTOR FAUST

 

Theaterstück für das Schultheater 

Auf der Basis des Puppenspieltextes von Karl Simrock und unter Einbezug von Motiven aus dem alten Volksbuch und aus Goethes Faust neu arrangiert von

 Kurt Frisch

 

PERSONEN
(in der Folge ihres Auftretens)

Dr. Faust

Stimme zur Rechten (Fausts Schutzgeist)

Stimme zur Linken (Luzifers Abgesandter)

Wagner (Fausts Famulus)

Die drei Studenten

Stimme (Kaspers ehemaliger Arbeitgeber)

Kasper (Wagners Gehilfe, später Nachtwächter)

Ein Kellner

Die Höllengeister:

Vitzliputzli

Polymor

Asmodeus

Astarot

Auerhahn

Haribax

Megära

Mephistophele s

Hofmarschall

Herzog

Herzogin

Die Geistererscheinungen:

König Salomon und die Königin von Saba

Samson und Delila

Judith und Holofernes

Drei Bürger

Mehrere Haremsdamen

Zwei Haremswächter

Papst

Mehrere geistliche Würdenträger

Drei Saufbrüder

Stimme von oben

Gretel, Kaspers Frau

ERSTER AUFZUG, 1. Auftritt

2. Auftritt


FAUST
So weit hab ichs mit der Gelehrsamkeit gebracht
Dass ich allerorten werde ausgelacht.
Alle Bücher durchstöbert von vorne bis hinten
Und kann doch den Stein der Weisen nicht finden.
Was half mir das Studium der Theologie?
Meine durchwachten Nächte, wer bezahlt mir die?
Keinen heilen Rock hab ich mehr am Leibe
Und weiß vor Schulden nicht, wo ich bleibe.
Jurisprudenz, Medizin, alles umsunst,
Kein Heil in all der gelehrten Kunst!

(Schlägt ein dickes Buch auf)

Ich muss mich mit der Hölle verbünden,
Die verborgenen Tiefen der Natur zu ergründen.
Doch um die Geister zu zitieren,
Muss ich mich in der Magie informieren.

STIMME ZUR RECHTEN
Faust! Faust! Lass dich nicht verblenden!
Ergib dich nicht der schwarzen Magie!
Bleib bei der christlichen Theologie
So wird noch alles glücklich enden.

STIMME ZUR LINKEN
Faust! Faust! Gib auf die Theologie!
Und ergib dich dem Studium der Magie,
Wenn du glücklich willst auf Erden
Und im Wissen vollkommen werden. 

FAUST
Stimme zur Linken, Stimme zur Rechten -
Wem soll ich glauben, wer rät mir zum Rechten?
Ich müsst erst besser kennen jede.
Stimme zur Rechten, wer bist du, rede! 

STIMME ZUR RECHTEN
Dein Schutzgeist, Faust, will dich bewahren,
dass nicht dereinst zur Höll musst fahren. 

FAUST
Stimme zur Linken, lass du dich fragen,
Hast auch nichts Bessres mir zu sagen?
Wer bist du?

STIMME ZUR LINKEN

FAUST
So bist du des Teufels Anverwandter!
Gleichviel! Du machst mich glücklich und vollkommen,
Das ist mein Wunsch, mit dir will ich kommen.
Stimme zur Rechten, lass ab von mir!
Stimme zur Linken, ich folge dir!
Mache mich glücklich und ohne Fehle! 

STIMME ZUR RECHTEN
Weh deiner armen Seele! 

MEHRERE STIMMEN ZUR LINKEN
Hahahahahaha!

FAUST
                       
                        Sonderbar
Mein Schutzgeist weint, die andern lachen -
Sollt ich's bereuen? - Genug von diesen Sachen,
Verschwindet Stimmen! Zu meinem Verdruss
kommt dort herein mein Famulus.

2. Auftritt: rechte Spalte

 


[... Kasper wird zum xten Mal aus seiner Arbeitsstellung geworfen; anschließend prellt er die Zeche und wird aus dem Lokal geworfen]

WAGNER  
Guter Mann, kann ich ihm helfen?

KASPER ((steht auf, reibt sich das Hinterteil, schaut sich suchend um)  
Ihhhm?? Ist hier noch einer?  

WAGNER (lachend)  
Aber nein, ich meine doch ihn, will sagen Euch. (Zum Publikum) Das ist ja ein spaßiger Kerl. Der könnte in unserem traurigen Gelehrtenhaushalt für gute Laune sorgen. Je mehr ich mich nämlich dem Studieren widme, desto mehr büße ich meine natürliche Munterkeit ein. (Zu Kasper) Sucht Er, will sagen sucht Ihr vielleicht Lohn und Brot?

KASPER  
Brot weniger, eigentlich mehr Butter, Wurst, Braten, Käs, Pasteten, Räucherlachs, Vanille- und Schokoladenpudding ...

WAGNER (lachend) Daran soll's nicht fehlen. Mein Herr sucht nämlich einen Bedienten.

KASPER  
Da bin ich genau der Richtige. Wenn Euer Herr mich als Bedienten nimmt, ist er bedient, das garantier ich. Und was ist mit dem Lohn?

WAGNER  
Mein Herr zahlt Euch zwanzig Goldgulden jährlich.

KASPER  
Hoho! Daraus wird nix! Unter sechsunddreißig Groschen werden wir uns nicht einig.  

WAGNER  
Aber ein Goldgulden ist ja schon viel mehr als sechsunddreißig Groschen und mein Herr gibt euch zwanzig Goldgulden.  

KASPER  
Sechsunddreißig Groschen, dabei bleibt's. In Tarifverhandlungen lass ich mich gar nicht erst ein. Da wird man doch nur über den Tisch gezogen.

WAGNER  
Meinetwegen sollt ihr noch sechsunddreißig Groschen Trinkgeld zusätzlich haben.

KASPER  
Nein, das ist Beschiss! Ich will sechsunddreißig Groschen Jahreslohn und zwanzig Goldgulden Trinkgeld. (Augenzwinkernd zum Publikum) Wegen der Lohnsteuer! Das ist mein letztes Wort, so wahr ich der Kasper bin. Aber sag jetzt du zu mir, Freund, sonst mein ich immer, du sprichst mit zwei Leut und werd ganz durcheinander mit dem Ihr und dem Euch.  

WAGNER  
Gut, Kasper, du sollst deinen Willen haben. Aber es gibt noch eine Bedingung unseres Herrn: Du musst sehr verschwiegen sein.

KASPER
Null Problemo! Unser Herr muss mir nur immer genug zu essen hinstellen, dann soll er staunen, wie der Kasper das Maul halten kann.

WAGNER
Dann folge mir mal gleich in die Küche, du lieber, drolliger Kerl! (Lachend und kopfschüttelnd ab)

ZWEITER AUFZUG, 1. Auftritt

2. Auftritt


FAUST

(Über dem Buch brütend, leise murmelnd, dann , immer das Buch vor Augen, beschreibt er mit Kreide mehrere Kreise auf dem Boden, stellt sich in Pose und zitiert die Höllengeister)
Perlicio vos, locorum infernorum Acherontis spiritus Tartarique - Faustus, magister voster, vos hos in circulos perlicit - 

(Acht Geister erscheinen unter Donner und Blitz)

DIE GEISTER
Wer ruft uns? Wer hat solche Macht? 

FAUST
Faustus ist es, der euch meistert. Wer von euch will mir dienen?  

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ALLE GEISTER (durcheinander)
Nimm mich, nimm mich.

FAUST
Nur der Geschwindeste von euch darf mein Geselle sein. Du mit den schönen Hörnern, wie heißest du?

ERSTER GEIST
Vitzliputzli 

FAUST
Sag an, wie geschwind du bist.

ERSTER GEIST
Wie die Schneck im Sande.

FAUST
Du wagst es mir zu erscheinen? Zur Hölle mit dir! (Schlägt den Stock aufs Pult) Abage, male spiritus! Der nächste! Wie heißest du?

ZWEITER GEIST
Polymor

FAUST
Lass hören, wie geschwind du bist.

ZWEITER GEIST
Wie das Laub ,das von den Bäumen fällt.

FAUST
Gegen dich könnte ja mein guter Wagner im Wettlauf noch obsiegen. Abage, male spiritus! Der nächste! Name und Geschwindigkeit!  

DRITTER GEIST
Asmodeus ist so schnell wie der Bach, der sich vom Felsen stürzt.

FAUST
Schon schneller, aber lange nicht geschwind genug, Asmodeus - abage! Ihr drei, wie heißet ihr?

VIERTER; FÜNFTER; SECHSTER GEIST
Astarot - Auerhahn - Haribax 

FAUST
Los, sputet euch und sagt, wie schnell ihr seid.

 

VIERTER GEIST
Ich bin so geschwind, wie der Vogel in der Luft.

FÜNFTER GEIST
Ich wie der Sturm, der die Eiche knickt.

SECHSTER GEIST
Ich fliege so schnell wie die Kugel aus dem Kanonenrohr.   

FOTO 4

FAUST
Vogel, Wind, Kanonenkugel - das lässt sich hören! Aber da stehen ja noch zwei. Ihr drei jedoch kehret zurück - abagite mali spiritus! Du aber , Siebenter, sage mir deinen Namen!

SIEBENTER GEIST
Megära.

FAUST
Und bist noch schneller als die Kugel aus dem Rohr?

SIEBENTER GEIST
Ich bin so schnell wie die Pest!

FAUST
So ist die Pest noch schneller als Wind und Kugel? Doch noch mehr muss der letzte Geist da vermögen. Hebe dich hinweg, Megära! Abage male spiritus! Und nun zu dir? Wie nennst du dich?

ACHTER GEIST

FAUST
Und bist noch schneller als die Pest?

MEPHISTOPHELES
So geschwinde wie der Gedanke des Menschen!

FAUST
Schnell wie der Gedanke! So werden meine Wünsche erfüllt, sobald ich sie denke? Schneller kann Gott selbst nicht handeln. Eritis sicut deus! Ich, Faust, werde sein wie Gott! So höre denn, Mephistopheles: Willst du mir achtundvierzig Jahre dienen, so werde ich hernach der Hölle Diener sein. Zuvor jedoch sollst du mir den Genuss aller Herrlichkeiten dieser Welt verschaffen, Reichtum, Ruhm und Schönheit der Frauen. Auch sollst du Antwort mir auf alle Fragen geben.

[...]

2. Auftritt: rechte Spalte



KASPER (den Boden fegend, singt)

Sauerkraut  und Rüben
Die haben mich vertrieben,
Hätt' mei' Gretel Fleisch gekocht,
Wär' ich bei ihr geblieben.

Ach Gott sieht's hier aus! Meterhoch der Staub, überall Bücher und Totenköpf, und wenn man eine Tür zumachen will, hängt der Schwanz von einem ausgestopften Krokodil dazwischen. Und hier drinnen ist auch anderes Wetter als draußen? Gerade hat's gedonnert und geblitzt, und draußen ist kein Wölkchen am Himmel. Und stinken tut's! Von dem vielen Studieren kriegt man bestimmt eine miserable Verdauung. Und wer malt denn hier Kreise auf den Boden? Also, wenn ihr mich fragt, dieser Dr. Faust hat doch nicht alle Reagenzgläser im Schrank! (Tippt sich an die Stirn)    FOTO 3 
Mal schauen, was er gerade liest. Tja, wenn nur meine Großmutter nicht so früh gestorben wäre, als ich noch ein kleines Kind von fünfundzwanzig Jahr war, dann hätte sie mir das Lesen noch besser beibringen können. Aber mal sehen, ob's noch geht. Also: Das Schwarze sind die Buchstaben. Und der erste hat so einen Buckel am Bauch, das müsste ein P sein. Dann ein E wie in Kaspeer. Und dann wieder der Bauchrucksack, aber mit zwei Füßen dran (zum Publikum) - wie meint ihr? das R - also PER- und was ist das? (Zeigt mit den Unterarmen ein L) aha! Ich merk schon, ihr seid alle Akademiker - PERL - der lange Strich ist ein I- das konnte ich immer am besten malen - dann kommt das Kasper-K mit einem Buckel am Hintern- jetzt kann ich's ganz lesen: P-E-R-L-I-CK-E   (Donner, Blitz - die Teufel erscheinen) Hiiilfee, Mama, Oma, Opa! Pfui Deibel, lauter Dreckdeibel! Was wollt denn ihr von mir, ihr Rattenschwänze?

ALLE TEUFEL
Dir dienen, dir dienen!

KASPER
Mir dient immer was zu essen. Was könnt ihr denn Gutes kochen? 

ALLE TEUFEL
Pech und Schwefel, Pech und Schwefel!

KASPER
Pfui Deibel, ihr Deibel! Ich seh' schon, dass ich mit euch nichts anfangen kann. Fort mit euch Rattenschwänzen! (Teufel lachen) Geht zum Teufel ihr Teufel! (Droht mit dem Besen, Teufel lachen) Wollt ihr bald!

ALLE TEUFEL
Du musst das Zauberwort sagen.

KASPER
Und wie heißt das? (Teufel lachen) Na probieren wir's aus. Bei Perlicke seid ihr gekommen. Wie wär's mit Per--lecke! (Teufel lachen) Per--rücke! (Teufel lachen) Per-----locke! (Teufel verschwinden mit Donner und Blitz) Na also. Gleich noch mal testen (Die Teufel erscheinen und verschwinden nun in immer schnellerem Rhythmus): Perlicke ------------- Perlocke ------------ Perlicke -------- Perlocke ----- Perlicke -- Perlocke -- Peeeeerrrrr - wollt ihr wohl unten bleiben! Peeeeerrrrrr - alles in die Startlöcher ----licke -------- Perlocke - Perlicke - Perlocke - na, das läuft ja wie geschmiert. Also nein, was doch unser Herrgott für Zeugs gemacht hat. Perlicke! Na mein Hübscher, wie heißt du denn?

 

ERSTER GEIST
Asmodeus

KASPER
Ausdermode? Tatsächlich, so siehst du aus. Ja wie alt bist du denn?

ERSTER GEIST
Dreitausend Jahr 

KASPER
Ja dann! Und was kannst du schaffen?

ERSTER GEIST
Kann nichts schaffen, kann nur zunichte machen.

KASPER
Ach wie sympathisch! Da hab ich ein Hühneraug an der großen Zehe, das kannst du mir gleich einmal zunichte machen. 

ERSTER GEIST
Wenn du mir deine Seele verschreibst.

KASPER
(Zum Publikum)
Das könnt dem so passen, das wäre eine teure Fußpflege, da könnt ich ja gleich zum Zahnarzt gehen. (Zum Teufel) Pech, mein Süßer, der Kasper hat gar keine Seele. Ich bin nämlich ein Zwilling. Und das hat vorher keiner gewusst. Mein Bruder hat die Seele abgekriegt und für mich war keine mehr vorrätig. (Zu einem anderen Teufel) Wie heißt du denn, du Märchenprinz.

ZWEITER GEIST
Mycensius

KASPER
Mückenschiss? Das passt. Und wie alt bist du? 

ZWEITER GEIST
Achthundertneunundachtzig Jahr. 

KASPER
So jung noch und schon so haarig. Halt! Wer hat hier gestunken? Fort mit euch Dreckdeibeln - Perlocke!

 

[...]

DRITTER AUFZUG, 3. Auftritt

VIERTER AUFZUG


MEPHISTOPHELES 
Ich hör', mein Herr wird hier vermisst.
Verzeiht Durchlaucht, wir werden doch nicht stören?  

HERZOG
Was Ihr zu melden habt, das lasst nur immer hören!

MEPHISTOPHELES
Hier ist mein Herr, der Doktor Faust! Als Nekromant
Und Zauberer ist er in aller Welt bekannt.  

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HERZOGIN
Im Teufelsbannen auch seid ihr ein großer Meister? 

FAUST
Durch Salomonis Ring gehorchen mir die Geister.

HERZOGIN
So lasst uns hier sogleich doch eine Probe schauen!  

FAUST 
Gehorchen will ich gern, der schönsten aller Frauen!

HERZOG
Doch hier bei hellem Tag?

MEPHISTOPHELES
                        
            O das hat nichts zu sagen.
Er lässt mit einem Wink es nachten oder tagen.

FAUST
So schwinde denn der Tag und weiche holder Nacht! (Dunkel)
Was wünschet Ihr zu sehn? Habt Ihr Euch was erdacht?

HERZOGIN
So zeigt auf hohem Thron
Den weisen König Salomon.

(Salomon erscheint, vor ihm sitzend, sich an ihn schmiegend, die Königin von Saba)  

FOTO 7 / 8

HERZOG
Wie toll, wie toll!

HERZOGIN
Wie wundervoll!

HOFMARSCHALL
Ganz kolossal, famos, famos

HERZOG
Mein lieber Freund, wie machen Sie das bloß?

HERZOGIN
Wer ist dies schöne Weib?

HERZOG
Sie gleicht Euch, schönste Frau, aufs Haar.

HERZOGIN (für sich)
Und er dem Doktor Faust - er ist galant, fürwahr!

FAUST
Den Salomon bezaubert' Sabas Königin,
So wie Ihr mich, Frau Herzogin!
Wollt Ihr nun etwas andres sehn?

HERZOGIN
Nein lasst, noch nicht, sie ist zu schön.
So zart, so süß und mild -

FAUST
Doch nur von Euch ein mattes Spiegelbild.
Als nächstes Paar seht hier gebannt
Samson und Delila, in Liebesglut entbrannt!

(Samson und Delila erscheinen in enger Umarmung)

HERZOG
Wie toll, wie toll!

HERZOGIN
Wie wundervoll

HOFMARSCHALL
Ganz kolossal, famos, famos! 

HERZOG
Mein lieber Freund, wie machen Sie das bloß?

[...]

 

 

VIERTER AUFZUG: rechte Spalte

Erster Auftritt

(Straße in Fausts Heimatstädtchen. Drei Bürger erzählen von Fausts und Mephistopheles' Schandtaten, die sie in aller Welt vollbracht haben.)

ERSTER BÜRGER
Habt ihr schon das Neueste vom Dr. Faust gehört? In den Harem des Sultans von Konstantinopel soll er eingedrungen sein.   

ZWEITER BÜRGER
Ja, den Haremsdamen soll er vorgeschwindelt haben, er wäre der Prophet Mohammed, der aus dem Himmel herabgestiegen ist. 

DRITTER BÜRGER
Aber wenn sein höllischer Diener nicht im letzten Moment eingegriffen hätte, wär es ihm schlecht bekommen, diesem Satansbraten!

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Zweiter Auftritt 

(Harem. Musik, Tänzerinnen. Faust und Mephistopheles auf einem großen Kissen. Haremsdamen fächeln ihnen Kühlung, reichen ihnen Früchte und Getränke.)

STIMME
Ergreift die Frevler! Sie sind des Todes! 

(Die Frauen fliehen schreiend. Zwei Wächter mit gezücktem Schwert treten auf) 

MEPHISTOPHELES
Männer aus Morgenland,
Schaut die Teufelshand,
Seid gebannt!

(Wächter erstarren. Faust und Mephistopheles hohnlachend ab)

 

Dritter Auftritt

ERSTER BÜRGER
Darauf sollen sie direkt nach Rom in den Papstpalast geflohen sein. 

ZWEITER BÜRGER
Was sucht der Teufel beim Oberhaupt der Christenheit?

DRITTER BÜRGER
Er wollte eben die Seele des Doktors immer mehr in die Gottlosigkeit verstricken. Nichts mehr sollte ihm heilig sein, alles Heilige sollte ihm zum Spott gereichen. 

ZWEITER BÜRGER
Also erzähl schon, was sie im Papstpalast trieben. 

ERSTER BÜRGER
Der Papst gab gerade ein Festbankett für den kaiserlichen Gesandten. Mit Hilfe des Höllengeistes hatte sich Faust anstelle des hohen Herrn eingeschlichen, um sich auf Kosten der geistlichen Würdenträger zu amüsieren.

 

Vierter Auftritt 

(Tafel. Der Papst erhebt seinen Pokal, ebenso die Gäste, einschließlich des "kaiserlichen Gesandten" Faust)

PAPST
Und nun bitte ich die hochgeschätzten Anwesenden mit mir auf das Wohl seiner Eminenz, des kaiserlichen Gesandten, das Glas zu erheben. 

(Als man zum Trinken ansetzt, beginnen alle - außer Faust, der sich kaum das Lachen verkneifen kann - zu zucken, sie verschütten den Wein, und die Pokale fliegen ihnen aus den Händen) 

PAPST
Weiche, Dämon der Hölle, wer immer du seiest!

Man setzt sich und will essen, doch auch Teller und Besteck fliegen ihnen aus den Händen. Faust lacht nun laut auf, und als alle, außer dem Papst, über ihn herfallen wollen, erscheint Mephistopheles) 

MEPHISTOPHELES
Männer vom geistlichen Stand,
Schaut die Teufelshand, 
Seid gebannt.

(Alle außer dem Papst erstarren; Faust und Mephistopheles im Zaubermantel hohnlachend ab) 

PAPST
Wie wirst du dein Lachen noch bereuen, elendes, verführtes Menschenkind

FÜNFTER AUFZUG, 1. Auftritt

2. Auftritt


(Straße in Fausts Heimatstädtchen. Eine Glocke schlägt zehn)

FAUST
Zwölf Jahre vergangen, die ganze Welt durchstreift und doch nirgends echte Freude, nirgends wahrer Genuss. Wenn ich meinte, es wäre Gold, so war es billiger Flitter. Der schäumende Becher der Lust hatte bittere Hefe. Und für solchen leeren Schein hab ich die ewige Seligkeit verscherzt. Wie glücklich war ich hier in diesem Städtchen, als ich ein Kind war und noch glauben und beten konnte. (Kniet nieder)

 

MEPHISTOPHELES
Was ist mit Euch? Seid Ihr krank? Oder wollt Ihr Mönch werden. (Lacht böse)

 

FAUST (faltet die Hände um zu beten)
Störe mich nicht. Ich habe nichts mehr zu schaffen mit dir. 

MEPHISTOPHELES
Zu spät, Faust. Lass das Beten, es hilft nichts, du hast dem, zu dem du betest, längst abgeschworen. Oder hast du unseren Vertrag vergessen? Habe ich dir nicht treu gedient? 

FAUST
Pah! Alle Genüsse, die du mir verschafft hast, waren flüchtig, leer und nichtig. Betrug war alles!

MEPHISTOPHELES
Du Narr! Was hast du vom Teufel, von dem jedes Kind weiß, dass er der Vater aller Lügen ist, anderes erwartet? Aber du bist noch weit mehr betrogen, als du denkst. Deine Zeit ist um. Schlag Mitternacht bist du mein.

FAUST
Was sagst du? Mir bleiben doch noch zwölf Jahre!

MEPHISTOPHELES
Du Narr! Wer mit der Hölle Verträge schließt, muss höllisch gut rechnen können. Habe ich dir nicht auch die Nächte hindurch gedient, und du willst nur die Tage zählen? In zwölf Jahren hast du die vierundzwanzig Jahre meines Dienstes verbraucht. 

FAUST
Noch sind wir auf Erden, da gilt euer teuflisches Höllenrecht nicht. 

MEPHISTOPHELES
Du Narr! Willst du vom Teufel Gerechtigkeit verlangen? Unrecht, Lug und Trug - das ist des Teufels Handwerk! (Hohnlachend ab)

 

FAUST (sich niederwerfend)
O Himmel hilf!

STIMME VON OBEN
Gott verschworen,
Ewig verloren!

 

2. Auftritt: rechte Spalte


(Lärm von fallenden Haushaltsgegenständen hinter der Bühne. Dazu Gretels Stimme. Kasper - mit Laterne und Pike - wird auf die Bühne geschubst.)

GRETEL
Du fauler Galgenstrick! Immer nur fressen und saufen und dann auch noch seine Arbeit verpennen, dass sie dich hinauswerfen und wir alle verhungern müssen, ich und die fünfzehn armen Kinder.

KASPER (sich aufrappelnd und den Kopf reibend)
Ja Leute, ich hab wirklich eine gute Frau. Ein böses Weib will, dass alles nach ihrem Kopf geht. Bei mir daheim geht aber immer alles nach meinem Kopf: Töpfe, Pfannen, Stühle, Bügeleisen, Teller, Besen - alles geht nach meinem Kopf. So, jetzt aber an die Arbeit! (Singt)

Hört ihr Herrn und lasst euch sagen
Der Glock hat grade elf geschlagen -

Was meint ihr? Heißt es "der Glock" oder "die Glock"  oder "das Glock"? Also ich mein', es heißt "der Glock". Denn wenn ein Schwengel dran ist, ist's männlich, und der Glock hat einen Schwengel, das steht fest. (Singt weiter.)

Elf ist der Glock, elf ist der Glock
Bewahrt das Feuer und das Licht,
Dass der Stadt kein Schade geschieht.

(Sieht den am Boden liegenden Faust) Was liegt denn da für einer? Der ist bestimmt so blau wie das Veilchen, das mir meine liebe Gretel verpasst hat. (Faust erhebt sich) Aber das ist doch --, ja sapperlot, Herr Doktor, seit wann gucken wir denn zu tief ins Gläsle? 

FAUST
Wer seid Ihr? Ich kenn Euch nicht.

KASPER
Ei der Kasperle, dem Ihr noch sechsunddreißig Groschen Lohn und zwanzig Goldgülden Trinkgeld schuldig seid. Hab's meiner Seel sauer genug verdient, denn mir ist himmelangst gewesen vor den Rattenschwänz und bei der halsbrecherischen Fahrt auf der höllischen Schwarzamsel nach dem Makkaroniland. 

FAUST
Hör, Kasperle, Geld hab ich nicht. Aber die Knöpfe hier an meinem Rock sind aus purem Gold. Lass uns die Kleider tauschen, so bist du reichlich bezahlt.

KASPER
Hähä, Ihr seid nit auf den Kopf gefallen. Aber der Kasperle auch nit. (Zum Publikum) Bei dem muss die Jauche ganz schön am Kochen sein, wenn der seine Schickimickiklamotten mit dem Kasperkittel tauschen will. Ich schätze mal, dass zirka die halbe Hölle hinter dem her ist. Nix wie weg! Aber ich will ihm wenigstens noch einen guten Rat geben. (Zu Faust) Sie, Herr Doktor, wenn Sie Angst haben, dass Sie der Teufel holt, gehen Sie am besten dort durch die blaue Tür. In dem Haus sind sie sicher. Da wohnt nämlich meine Frau, die Gretel. Zu der getraut sich kein Teufel rein! ( Singend ab)

Hört ihr Herrn und lasst euch sagen,
Meine Frau hat mich geschlagen,
Folgt meinem Rat, nehmt keine nit,
Dass euch nit wie mir geschieht.
Zwölf ist der Glock, zwölf ist der Glock

 

(Zwölf Glockenschläge)

ENDE

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