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Jedermann -   DOKUMENTE

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Auf dieser Seite finden Sie 

eine Inhaltsangabe 

eine Einführung 

einen Deutungsversuch 

Inhalt (des bearbeiteten Stückes)                                                

Teil 1  

- Gott der Herr beauftragt den Tod, Jedermann vor sein Gericht zu laden.
- Jedermann, im Wohlstand schwelgend, macht sich mit seinem guten Gesellen auf den Weg, um einen Lustgarten zu  
  kaufen.
- Ein ehemaliger Nachbar, nun völlig verarmt, bittet Jedermann um finanzielle Unterstützung.
- Ein Schuldner Jedermanns wird zum Schuldturm abgeführt.
- Jedermanns Mutter tadelt den Sohn wegen seines leichtsinnigen Lebenswandels.
- Der Tod "streift" Jedermann.
- Die Buhlschaft (Jedermanns Geliebte) holt den Liebsten zu einem Fest ab.

Teil 2

- Das Fest ist im Gange: Jedermann erschreckt seine Gäste durch seltsame Todesahnungen.
- Der Tod tritt mitten unter die Festgesellschaft, um Jedermann abzuholen.
- Jedermann hat Angst, allein vor Gottes Richterstuhl zu treten, da er weiß, dass in seinem   "Schuldbuch" das Konto 
  seiner guten Taten äußerst dünn ist.
- Der Tod gibt Jedermann eine Frist von einer Stunde.
- Jedermann bittet in seiner Verzweiflung erst seinen guten Gesellen, dann seine Vettern um "Geleit" - vergeblich! Wer will 
  schon freiwillig "dorthin" ...
- Jedermanns letzte törichte Hoffnung: Er will seine Schatztruhe mitnehmen! Mammon, der Dämon  des Geldes, erteilt ihm 
  eine Lehre.

Teil 3

- Jedermann ist von allen und allem im Stich gelassen; da bietet ihm jemand Geleit an: eine kranke  Frau, die sich als 
  "seine Werke" vorstellt. Sie ist jedoch leider zu schwach, um mitgehen zu können, schließlich hat Jedermann sich wenig 
  um "sie", d.h. um gute Werke, gekümmert.
- Jedermann wird von "Glaube", Werkes Schwester, in Glaubensfragen geprüft, belehrt und bekehrt.
- Der Teufel kommt, um Jedermann zu holen.
- Glaube und Werke, die mittlerweile durch Jedermanns Reue erstarkt ist, wehren mit Hilfe von Engeln den Teufel ab.
- Versöhnt mit sich, seinem Leben und seinem Tod wandelt Jedermann an Werkes Hand ins Jenseits.

 

Einführung (aus dem Programmzettel zur Aufführung)               


Einige "Spielregeln" für Zuschauer

Bei allem Ernst der Thematik ist der Jedermann ein Spiel. Darauf weist schon der Untertitel hin: Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes. Jeder weiß: Wer ein Spiel zu ernst nimmt, wird leicht zum Spielverderber, nicht zuletzt zum eigenen Nachteil. Ein Spiel soll Spaß machen, und dazu muß man die wichtigsten Spielregeln kennen.

Womit  spielt Hofmannsthal? Da sind zunächst Sprache und Verskunst. Der Autor spielt mit einer Ausdrucksweise, die nicht die seiner Zeit (Anfang unseres Jahrhunderts) ist. Er schafft vielmehr ein künstliches "Teutsch", das altertümlich und volkstümlich wirken soll, ohne jedoch wirklich alt bzw. Dialekt zu sein. Wenn man als Zuschauer das komisch findet, und zwar nicht nur im Sinn von "seltsam" sondern auch von "witzig", hat man sicher einen erhöhten Lustgewinn. Genauso die Verse: Auch hier darf geschmunzelt werden! Sie kommen absichtlich "hölzern" und "klappernd" daher und erinnern so an eine der verwendeten Vorlagen aus der Feder des Nürnberger Poeten und Schuhmachers Hans Sachs aus dem 16. Jahrhundert. Denn Hofmannsthal hat dieses Stück nicht völlig neu erfunden, sondern er spielt mit althergebrachtem dramatischen Material. Aus diesem übernimmt er auch die naive religiöse Vorstellungswelt. 

Wie Goethe im Faust greift er auf ein volkstümlich - mittelalterliches Weltbild zurück, um so ein großes "Welttheater"  inszenieren zu können nach dem  Motto:    "So schreitet in dem engen Bretterhaus / Den ganzen Kreis der Schöpfung aus / Und wandelt mit bedächt'ger Schnelle / Vom Himmel durch die Welt zur Hölle." (Goethe, FAUST, Vorspiel auf dem Theater)

Wie der Faust beginnt der Jedermann mit einem Vorspiel im Himmel, das die Handlung in Gang setzt, und endet ebenso damit, dass die Seele des Helden von den himmlischen Mächten vor dem Zugriff des Teufels gerettet wird. Dabei treibt der Autor mit dem Zuschauer sein Spielchen: Fast tut einem der arme betrogene Teufel ein wenig leid ... Spielerisch auch der Umgang mit der Wirklichkeit: Spielt der erste Teil noch ganz in der Realität, brechen im zweiten Teil die allegorischen Gestalten des Todes und des Mammon (Dämon des Reichtums) in diese ein. Der dritte Teil spielt nur noch auf der übersinnlichen Ebene: Jedermann begegnet zwei allegorischen Frauengestalten, Werke, die seine schwächlichen guten Werke verkörpert, und ihrer gestrengen Schwester Glaube; hinzu kommen Engel und der Teufel höchstpersönlich.

Bei aller Spielerei bleibt natürlich der ernste "tiefere Sinn" des Spiels den zu erfassen soll dem Zuschauer überlassen bleiben - soweit er es will. Gerd Voss, der in den letzten Jahren den Jedermann in Salzburg spielte, brachte seinen inneren Bezug zu der Rolle auf die anschauliche Formel: ihn habe interessiert, wie das wohl sei, wenn einem plötzlich der Tod "das Stoppschild" entgegenhalte ... So mag jeder sich seine Gedanken machen. Denn ganz unbetroffen aus dem Stück zu gehen, dürfte nicht ganz leicht sein, schließlich ist jedermann mehr oder weniger ein Jedermann.

 

Ein Deutungsversuch (Auszug aus einem eigenen Bericht im Jahrbuch der Schule)


JA, Das WEISS GOTT, VIEL GELD MACHT KLUG 

Hugo von Hofmannsthals JEDERMANN in der Aula des Humboldt-Gymnasiums im November 1997 und bei der 12. Karlsruher Schultheaterwoche im Mai 1998

Da ist kein Ding zu hoch noch fest, / Das sich um Geld nicht kaufen lässt.

Mit diesem und ähnlichen Statements umreißt Jedermann im ersten Drittel des Stücks seine Lebensphilosophie und zeigt sich so als ein Zeitgenosse, der in viele Zeiten passt, nicht zuletzt in unsere heutige. In Unterrichtsgesprächen stellt man zunehmend fest, dass Kinder "glücklich" und "reich" schon ganz selbstverständlich als Synonyme gebrauchen. Ist doch nach dem globalen Triumph der Marktwirtschaft mehr denn je jedermann bereit, sei es mit Genugtuung, sei es zähneknirschend, Jedermanns Hymne auf die Allmacht des Geldes zu akzeptieren:

Das war ein weiser und hoher Mann,/ Der uns das Geld ersonnen hat: / Macht jedermann           in seinem Bereich / Schier einer kleinen Gottheit gleich.

Und wenn einer keins hat und Hilfe benötigt? Da hat Jedermann auch die passenden Antwort: 

Bei meinem Patron, was geht's mich an?

Für Jedermanns Achselzucken kennt man heute das Wort von der "sozialen Kälte", in der sich ein zunehmender Teil der Bevölkerung einzurichten hat. Denn die Verhältnisse, die sind halt so, und wie man sich bettet, so liegt man, und bestimmt sind nicht wenige Mitmenschen mit Jedermannns Gutem Gesell einverstanden, wenn er resümiert: 

Wär schimpflich um die Welt bestellt / Wenn's anders herging in der Welt.

Natürlich lassen wir niemanden verhungern, und auch Jedermann will kein Unmensch sein. Statt Hilfe leistet er Sozialhilfe:

Der Mann kommt in´ Turm, da mag nichts frommen, /Der Frau gewähr ich ein          Unterkommen / Und was sie nötig hat zum Leben Zusamt den Kindern,                                    das will ich ihr geben. 

Und dann kommt alles doch ganz anders. Jedermann muss einsehen, dass es Mächte und Werte gibt, die stärker sind als sein Reichtum. Konfrontiert mit der Hinfälligkeit und Vergänglichkeit der eigenen Existenz, weicht seine Überheblichkeit rasch der Hilflosigkeit, die Macht des Mammon ist in einem Nu entzaubert,  

Wenn's kommt zu den vier letzten Dingen.

[...]

 

 

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