Dokumente
Home Nach oben

 

Home
Nach oben

SUPERNOVA      -      DOKUMENTE

Zu den Seiten         Fotos    -     Leseprobe

Auf dieser Seite finden Sie 

ein Gespräch mit dem Autor über die Entstehung und Intention des Stückes 

eine Rezension

Gespräch mit dem Autor


FRAGE:
Herr Fischer, Ihr Stück nimmt im Untertitel Bezug auf Friedrich Dürrenmatts Stück „Portrait eines Planeten“.  Ist Ihr Stück also eine Bearbeitung dieses Werkes?

J. C. FISCHER: Nein. Es ist ein völlig anderes Stück. Personen und Handlung haben nichts mit Dürrenmatts Stück zu tun. Ich habe mein Stück vielmehr deshalb geschrieben, weil mir, ehrlich gesagt, Dürrenmatts Stück nicht so recht gefallen hat. Es beinhaltet eine Art Blitztour durch die Menschheitsgeschichte von der Vertreibung aus dem Paradies bis hin  zum Vietnamkrieg. Ich fand, dass der Meister sich mit diesem Versuch, in einem einzigen Theaterstück den ganzen Planeten zu porträtieren,   einfach zu viel vorgenommen hatte. Sehr gut gefallen haben mir aber die Anfangs- und  die Schlussszene mit den Göttern im Weltraum. Diese zwei Szenen habe ich als Zitate wörtlich entliehen und sie meinem Stück als Rahmen verpasst, da sie mir den Impuls gaben, mein Stück zu schreiben. Es gibt in Text und Handlung zahlreiche Anspielungen und Querverbindungen zu diesen Szenen und sie liefern zugleich den „kosmischen“ bzw. „ philosophischen“  Hintergrund  der Komödien-handlung.

FRAGE: Und worin besteht dieser?

J. C. FISCHER: Nun, man soll als Autor sein eigenes Stück nicht interpretieren. Ich sage Ihnen aber gerne, was ich mir beim Schreiben so gedacht habe. Wenn man, wie die Götter in den Dürrenmatt-Szenen, unser irdisches Dasein aus ziemlicher Entfernung betrachtet, stellt sich die Frage, wie wir Menschen eigentlich mit der Tatsache umgehen, dass wir ständig am Rande des Abgrundes leben oder - besser gesagt - zwischen den Rändern zahlloser Abgründe. Ich stellte mir vor, diese Götter hätten ein Superfernrohr, das sie auf einen beliebigen Punkt unserer Erde richten. Was würden Sie dort sehen? Ich habe mir einen solchen Punkt ausgedacht – ich machte damals zufällig Urlaub in Frankreich - und habe eine Szenenfolge geschrieben, welche die Götter möglicherweise zu sehen bekämen, wenn sie ihr Rohr zufällig auf diesen Punkt richteten. Ich nannte diese Geschehnisse Miniaturen, weil das, was da geschieht, belanglose Winzigkeiten sind, ebenso belanglos wie das meiste, was auf diesem Planeten tagtäglich passiert.

FRAGE: Und welche Schlüsse ziehen die Götter aus dem, was sie da sehen?

J. C. FISCHER: Ich an ihrer Stelle würde es so sehen: Die guten Leute da unten kümmern sich gar nicht um die Abgründe, von denen sie umgeben sind, weil sie sie gar nicht sehen - und wenn doch, tun sie so, als würden sie sie nicht sehen, damit sie möglichst lange ihr unbedeutendes, aber doch so unterhaltsames Lebensspiel leben können. Aber irgendwann geht dann doch alles „hops“, wie der erste Gott sagt.

 

Rezension (von Mitgliedern der Gruppe im Jahresbericht der Schule)


Supernova – Miniaturen vom Planeten E.

Farce von Jan Conrad Fischer

Dass Theater nicht immer klassisch und hochgestochen sein muss, sondern auch leicht und unterhaltsam daherkommen kann, bewiesen wir, die Fortgeschrittenen-Theater-AG von Herrn Frisch, am 7., 8. und 13. Juli 2004 mit der Aufführung der satirischen Komödie „Supernova - Miniaturen vom Planeten E“.

Das Stück beginnt mit einer Szene aus Friedrich Dürenmatts „Portrait eines Planeten“, in der vier Götter emotionslos beobachten, dass demnächst eine Sonne explodieren wird. Was auf dem Planeten E., der um diesen todgeweihten Stern kreist, an einem zufällig ausgewählten Punkt vor sich geht, ist der Inhalt der Haupthandlung der Farce von Jan Conrad Fischer: Es geht um die Camping-Abenteuer zweier spießiger deutscher Familien am „Arsch der Welt“ (Zitat), womit ein abgelegener Strand der französischen Atlantikküste gemeint ist.

Da sind zum einen Rita und Herbert mit Tochter Jasmin, zum anderen Moni, Axel und ihr Sohn Oliver. Während die Männer sich beim Würfeln über die französische Leidenschaft für das Boule-Spielen lustig machen, erleben die Frauen romantische Abenteuer, die sich in der Realität oder in Tagträumen abspielen. Oliver, der sadistisch um Aufmerksamkeit buhlende Sohn, stört jedoch mit seiner Plastik-MG und lautstarken Kriegsspielen die Urlaubsidylle ebenso wie der Austausch von kleinen Gehässigkeiten im alltäglichen Kleinkrieg der Ehepaare. 

Bei genauerem Hinsehen entdeckt der aufmerksame Zuschauer in den lockeren Dialogen und pointiert zugespitzten Szenenabläufen jede Menge Gesellschaftskritik. Unter anderem wird die Art, wie manche Eltern mit ihren Kindern umgehen, angegriffen. Anstatt den Heranwachsenden Verständnis entgegen zu bringen und ihnen ein gutes Vorbild zu sein, schieben sie die lästigen Kinder einfach ab und nehmen Dinge für sich in Anspruch, die den Sprösslingen verwehrt bleiben. So verbietet Rita ihrer Tochter Jasmin den Umgang mit Pascal, einem angeblichen „Franzosenbengel“, verbringt aber selbst lauschige Abende mit Alain, einem boulespielenden Franzosen.

Weiterhin werden die typischen Vorurteile dargestellt, die unausrottbar und unbeirrbar die Durchschnittsgehirnzellen im Griff haben: Im Ausland herrsche Chaos, in Deutschland sei alles geordneter, sicherer und sauberer; Ausländer seien faul und leichtsinnig, man selbst  dagegen fleißig, gewissenhaft und frei von Fehlern! Zudem tauchen immer wieder Klischees wie das vom charmanten französischen Frauenhelden auf oder man schwelgt in banalen Träumen von einem Leben in Reichtum und Luxus.

Schließlich kommt es zur Katastrophe. Die in den Nachrichten erwähnten Waldbrände werden mit „Wird-schon-nichts-passieren“-Parolen heruntergespielt, doch als Oliver den Campingplatz mit einem Feuerzeug in ein Flammeninferno verwandelt, bleibt nur noch die Flucht.

Trotzdem besitzt das Stück ein Happyend, denn als es im folgenden Jahr auf einem deutschen Campingplatz zum großen „Wumm“ kommt, überlebt nur die ehrliche Gefühlsbeziehung zwischen Jasmin und Pascal.

„Supernova“ bot uns den totalen Kontrast zur letztjährigen Aufführung von „Kabale und Liebe“, denn nach Schillers tragischen Helden bereitete uns die Darstellung „stinknormaler“ Charaktere, von „Leuten  wie du und ich“, besonderen Spaß. Die technischen Herausforderungen stellten uns anfangs vor scheinbar unlösbare Probleme, doch mit entsprechenden Sound- und Lichteffekten zauberten wir Strandfeeling, Hochseeyacht, Schlachtfeld und Waldbrände auf die Bühne. Die Situationskomik und der trockene Wortwitz des Stücks sorgten stets für heitere Atmosphäre bei den Proben, wozu auch Herr Frisch mit seinen Keks- und Colaspenden entscheidend beitrug.  

Nadja Botzkowski und Florian Voigt

zum Seitenanfang