Supernova
– Miniaturen vom Planeten E.
Farce von
Jan Conrad Fischer
Dass Theater nicht immer klassisch und hochgestochen
sein muss, sondern auch leicht und unterhaltsam daherkommen kann, bewiesen
wir, die Fortgeschrittenen-Theater-AG von Herrn Frisch, am 7., 8. und 13.
Juli 2004 mit der Aufführung der satirischen Komödie „Supernova -
Miniaturen vom Planeten E“.
Das Stück beginnt mit einer Szene aus Friedrich Dürenmatts
„Portrait eines Planeten“, in der vier Götter emotionslos beobachten,
dass demnächst eine Sonne explodieren wird. Was auf dem Planeten E., der
um diesen todgeweihten Stern kreist, an einem zufällig ausgewählten
Punkt vor sich geht, ist der Inhalt der Haupthandlung der Farce von Jan
Conrad Fischer: Es geht um die Camping-Abenteuer zweier spießiger
deutscher Familien am „Arsch der Welt“ (Zitat), womit ein abgelegener
Strand der französischen Atlantikküste gemeint ist.
Da sind zum einen Rita und Herbert mit Tochter Jasmin,
zum anderen Moni, Axel und ihr Sohn Oliver. Während die Männer sich beim
Würfeln über die französische Leidenschaft für das Boule-Spielen
lustig machen, erleben die Frauen romantische Abenteuer, die sich in der
Realität oder in Tagträumen abspielen. Oliver, der sadistisch um
Aufmerksamkeit buhlende Sohn, stört jedoch mit seiner Plastik-MG und
lautstarken Kriegsspielen die Urlaubsidylle ebenso wie der Austausch von
kleinen Gehässigkeiten im alltäglichen Kleinkrieg der Ehepaare.
Bei genauerem Hinsehen entdeckt der aufmerksame
Zuschauer in den lockeren Dialogen und pointiert zugespitzten Szenenabläufen
jede Menge Gesellschaftskritik. Unter anderem wird die Art, wie manche
Eltern mit ihren Kindern umgehen, angegriffen. Anstatt den Heranwachsenden
Verständnis entgegen zu bringen und ihnen ein gutes Vorbild zu sein,
schieben sie die lästigen Kinder einfach ab und nehmen Dinge für sich in
Anspruch, die den Sprösslingen verwehrt bleiben. So verbietet Rita ihrer
Tochter Jasmin den Umgang mit Pascal, einem angeblichen
„Franzosenbengel“, verbringt aber selbst lauschige Abende mit Alain,
einem boulespielenden Franzosen.
Weiterhin werden die typischen Vorurteile dargestellt,
die unausrottbar und unbeirrbar die Durchschnittsgehirnzellen im Griff
haben: Im Ausland herrsche Chaos, in Deutschland sei alles geordneter,
sicherer und sauberer; Ausländer seien faul und leichtsinnig, man selbst
dagegen fleißig, gewissenhaft und frei von Fehlern! Zudem tauchen
immer wieder Klischees wie das vom charmanten französischen Frauenhelden
auf oder man schwelgt in banalen Träumen von einem Leben in Reichtum und
Luxus.
Schließlich kommt es zur Katastrophe. Die in den
Nachrichten erwähnten Waldbrände werden mit „Wird-schon-nichts-passieren“-Parolen
heruntergespielt, doch als Oliver den Campingplatz mit einem Feuerzeug in
ein Flammeninferno verwandelt, bleibt nur noch die Flucht.
Trotzdem besitzt das Stück ein Happyend, denn als es im
folgenden Jahr auf einem deutschen Campingplatz zum großen „Wumm“
kommt, überlebt nur die ehrliche Gefühlsbeziehung zwischen Jasmin und
Pascal.
„Supernova“ bot uns den totalen Kontrast zur letztjährigen
Aufführung von „Kabale und Liebe“, denn nach Schillers tragischen
Helden bereitete uns die Darstellung „stinknormaler“ Charaktere, von
„Leuten wie du und ich“,
besonderen Spaß. Die technischen Herausforderungen stellten uns anfangs
vor scheinbar unlösbare Probleme, doch mit entsprechenden Sound- und
Lichteffekten zauberten wir Strandfeeling, Hochseeyacht, Schlachtfeld und
Waldbrände auf die Bühne. Die Situationskomik und der trockene Wortwitz
des Stücks sorgten stets für heitere Atmosphäre bei den Proben, wozu
auch Herr Frisch mit seinen Keks- und Colaspenden entscheidend beitrug.
Nadja
Botzkowski und Florian Voigt