Die Aufführung solcher berühmten Stücke durch junge Laienspieler
stößt naturgemäß auf enorme Hürden. Abschreckend ist oft die sperrige
Länge, sowohl der Stücke als auch einzelner Rollen und Rollenpassagen. Hinzu
kommen schwer genießbare bzw. schwer verdauliche Momente der Sprache und des
Sujets. Das Risiko, Laienspieler, dazu noch solche, die rein vom
Erscheinungsbild her in meist viel zu jungem Alter sind, auf ein für sie zu
anspruchsvolles Spielmaterial anzusetzen, ist natürlich groß und es muss von
vornherein klar sein, dass hier nicht der Eindruck erweckt werden soll, man
könne jedes beliebige Stück irgendwie zurechtbasteln. Die Auswahl von
Klassikern auf dieser Seite sind alles andere als zufällig. Nicht jedes Stück
- besser gesagt: sehr wenige Stücke eignen sich für das Laien-, noch weniger
für das Schultheater.
Entscheidendes Kriterium für die Eignung
eines Klassikers für das Schultheater ist, ob die darzustellenden
Personen eher Typen oder ausgeprägte Charakterrollen sind. Ist das Letztere der
Fall, ist dringende Vorsicht geboten. Problemlos ist da der
"Jedermann". Schon ein Blick auf die Dramatis
Personae verraten, dass hier keine Individuen, sondern völlig stilisierte
und typisierte Figuren auftreten. Man könnte ohne weiteres Masken für die
Inszenierung verwenden. Natürlich scheint sich unter diesem Aspekt die griechische Tragödie,
insbesondere die "Antigone" des Sophokles, als Idealfall
anzubieten,
da sie ja unter der Voraussetzung, dass die Spieler Masken tragen, verfasst
sind. Allerdings darf man sich da nicht täuschen. Hat man Für die Rolle der Antigone
keine kraftvolle und Darstellerin mit Tiefgang und für Kreon keinen Spieler,
der mit Überzeugungskraft die staatstragenden Statements vertreten kann, sollte
man ebenso die Finger davon lassen wie von " Kabale und Liebe":
Die Entscheidung für dieses mitreißende Stück ist nur anzuraten, wenn man
Schülerpersönlichkeiten hat, welche als Väter nicht lächerlich wirken Und eine
Komödie wie "Die Kluge Närrin" lebt natürlich davon, ob man eine
" komische Nudel"
für die Hauptrolle an der Hand hat.
Alles in allem gilt also nicht nur, dass nicht jedes
Stück für das Schultheater in Frage kommt, sondern es muss auch umgekehrt
festgestellt werden, dass nicht jede Gruppe für jedes Stück geeignet ist,
auch wenn dieses grundsätzlich durchaus machbar wäre..